Bashing gegen unsere Generation, Kritik an einer Jugend die ohne Werte ausser Konsum grossgeworden sei, nichts mehr erschaffe, hinterfrage und nur noch konsumiere, erscheinen immer wieder auf der Bildfläche. Fakt ist, dass das stets Leute sind, die eben genau nicht dieser Generation angehören, sprich aus einer Aussenperspektive berichten und vieles ausblenden, dass sie eben nicht sehen wollen. Meist wohl auch Leute, denen ein bisschen mehr Yolo gut getan hätte und die das Gefühl nicht loswerden, das ein oder andere verpasst zu haben und langsam aber sicher merken: Nachholen geht nicht.
Unsere Generation hat nämlich meist vielmehr ein Problem mit den gegebenen Werten und Normen, die eben genau von der Bashing-Riege tag täglich gestärkt und performiert werden. Sie kann und tut deshalb eigene Welten erschaffen und kreieren, Orte, an denen gerade Konsum nicht im Zentrum steht, sondern Freiheit, Liebe, Freundschaft, Lebensfreude, Gemeinsamkeit, Kreativität und Andersartigkeit. Genau davon durfte ich letztes Wochenende am Garbicz-Festival in Polen Zeugin werden. Kaum angekommen, tauchte man in fremde Sphären ein. Für vier Tage befand man sich in einem geschlossenen Raum, wo weder Geld noch Zeit eine Rolle spielten. Es wurde getanzt, gelacht, gefeiert, lecker gegessen, gebadet, vergessen, und einfach gelebt. Ob im Glitzer-Kostüm, als Matrose, als Meerjungfrau, einem beliebigen anderen Kostüm oder auch einfach in seiner Alltagskleidung - im Camp Wielki konnte man eine magische Zeit verbringen.
Glitzer, Diskokugeln, bunte Deko, ein Zauberwald mit Visuals und Lasern, Rauchmaschinen, ein Liebes-Floss, bunte Lichter und maskierte Besucher liessen einem das karnevaleske Treiben in höchstem Masse geniessen. Dass Glitzer in der Berliner-Clubwelt dazugehört und Inbegriff dieser Sphären und anderen Orte ist, darüber berichtete ich ja bereits in dieser ZIN-Kolumne. Wer sich kulturgeschichtlich ein wenig dem Thema Glam widmet, findet denn auch heraus, welche Macht dieses Statement besitzen kann. Glam-Rock-Ikonen wie David Bowie lösten damit Gender-Konstrukte auf und waren Vorreiter moderner Rollenbilder. So wird Glitzer zum Inbegriff des Anderssein und zum politischen Statement.
Auch wenn das Lebensgefühl in Berlin komplett anders ist - Hoffnung besteht auch noch für die Schweiz. Schliesslich war diese mit ihrem "Kanton"-Floor (dahinter steckte Friedas Büxe) vertreten, an Schweizer Festival-Besuchern mangelte es auch nicht. Aber bitte: Don't take yourself too seriously. Wirkt unsexy.
Auf dem Ticket stand: Alles wird gut. Auf dem Festival-Bändeli: Alles ist gut. Und so war und ist es denn auch. Mit unserer Generation kommt's gut. Man muss nur den Raum und die richtigen Bedingungen dafür schaffen.